Eine Ostergeschichte der besonderen Art
Was wir in der Karwoche 2023 erlebten, hat wegen des Datums viel mit Ostern zu tun, mit der eigentlichen Oster- bzw. Passionsgeschichte eher weniger. Da ist die Geschichte von den 5 Broten und 2 Fischen sehr viel passender und die kennt am christlich geprägten Niederrhein fast jeder. Denn ziemlich genau so oder zumindest so ähnlich hat es sich abgespielt:
Als die Jubiläums-Planungs-Gruppe die Idee von einer Reibekuchen-Back-Aktion in die Welt setzte, hatten wir nicht viel mehr als diese Idee. Und schöne Flyer. Und einen gespendeten Eimer kleine Pippers.
Was daraus wurde? Zwei erfolgreiche und superschöne Tage, an denen niemand hungrig nach Hause gegangen ist. Und mit denen uns viele unbezahlbare Momente verbinden.
Unsere Erwartungen wurden um ein Vielfaches übertroffen, als eine Bestellung nach der nächsten eintrudelte. Allerdings wuchs der Druck in gleichem Tempo mit. Es soll mehrere schlaflose Nächte gegeben haben, was aber erst nach Abschluss aller Aktivitäten bekannt wurde J. Alle unsere Zweifel zerstreute unsere beste Kraft: Maria van den Boom hatte die Regie übernommen. Und sie konnte überhaupt nichts schocken: ihre Schmerzgrenze wäre bei 1.000 Stück Reibekuchen erreicht gewesen. Frühestens. Und davon waren wir meilenweit entfernt.
Zumindest zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitungen noch …
Was aber auch übertroffen wurde, war die unfassbare Spendenbereitschaft, die wir erfahren haben. Ob die Kartoffeln „Hildegard“ oder die Äpfel „Annette“ hießen, wissen wir nicht. Dass die Legehennen nicht den Namen „Volker“ trugen, da sind wir sehr sicher. Aber ohne die tolle Unterstützung dieser 3 Betriebe vom Niederrhein hätten wir unser Dorf nicht satt bekommen.
Wirklich sprachlos gemacht hat uns die Hilfe bei der Vorbereitung und Umsetzung. Als wir den Einkauf gestemmt hatten (irgendwann haben wir es aufgegeben in Kilo zu rechnen, Zentner war einfacher), kam erstmal ziemlich fromme Stimmung auf. Wie sollten wir das nur bewältigen, an einem Gründonnerstag, an dem unsere musikalische Stammbelegschaft überwiegend noch arbeiten musste?
Aber alles wurde gut, denn das halbe Dorf war auf den Beinen und half mit. Die beiden jüngsten waren noch keine 9,2 Wochen alt, die Älteste war 92 Jahre. Väter mit Töchtern, Schwiegerväter mit Schwiegersöhnen, eine Uroma mit der Schwiegertochter mit Enkelsohn dessen Ehefrau und den beiden Urenkeln: Alle waren mit Feuereifer bei der Sache. Übrigens haben wir uns nicht mit Maria 2.0 aufgehalten, wir sind direkt mit Maria 3.0 an den Start gegangen. Und die 3 Marias haben so virtuos die Schälmesser geschwungen, dass die etwas jüngeren Semester in der Küche kaum mit der Kartoffelwäsche nachkamen. In der Rekordzeit von nicht einmal 3 Stunden waren 125 kg Kartoffeln und 25 kg Äpfel verarbeitet.
Am Karfreitag ging es morgens früh mit den letzten Vorbereitungen los. Um 8.00 Uhr wurden parallel 3 Küchenmaschinen in Betrieb genommen. Das einzige, was ohne Elektrizität und völlig analog im Handbetrieb funktionierte, war unser Major, der für die richtige Teigmischung zuständig war. Immer unter dem wachsamen Auge von Chefköchin Maria van den Boom, die die ganze Küchencrew motivierte und uns alle toll angeleitet hat. Pünktlich um 10.30 Uhr waren 125 kg Kartoffeln, 120 Eier, 5 Kilo Haferflocken und 5 Kilo Quark verarbeitet und standen in 10-Liter-Eimern zum Braten bereit. Auch die 20 Kilo Apfelmus und 2 Kilo Krütt waren eingetuppert.
Apropos: während in der Küche die Kartoffeln tief flogen, hatten unsere Jungs draußen 4 Bratstationen aufgebaut. Im REZ war eine Auslieferungszone eingerichtet worden und es gab reichlich Platz für den Verzehr vor Ort.
Und nicht nur das: wer wollte, konnte sich den leckeren Rebbes nach Hause liefern lassen. Wir hatten einen eigenen Liefer-(ando)-Dienst eingerichtet. Jörg und Franz-Wilhelm fuhren ziemlich professionell mit Thermoboxen kreuz und quer durch die Gegend und lieferten die leckere Fracht heiß und fettig ab.
Bevor dieser Service laufen konnte, wurde noch ein vereinseigenes Call-Center im Kirchfeld eingerichtet (Danke Josefa!). Auch die Betreuung im Internet wurde perfekt vorbereitet. Diese Aufgabe wurde, wie das heute so üblich ist, outgesourct und nicht nur über die Dorf- und Stadtgrenze sondern sogar über die Kreisgrenze hinweg verlagert. Was aber kein Problem war, da unser Chef alles im Homeoffice in Vynen abgearbeitet hat und außerdem einige schlaflose Nächte zu überbrücken hatte.
Bevor es so richtig losging, sorgte abermals Maria van den Boom für eine tolle Überraschung: sie hatte Schürzen genäht und auch hier nichts dem Zufall überlassen: schönes sattes Tambourcorpsgrün war mit unserem Jubiläumsherzchen verziert worden. Einfach nur schön.
Um 11.00 Uhr wurden die Grillpfannen angeheizt. Unsere Jungs bekamen es gebacken – und wie! Die ersten Exemplare haben wir selbst probiert. Lecker! Und los gings. Portion um Portion landete auf den heißen Grillplatten und wurde zur weiteren Verteilung in die Lieferstraße gegeben. Entweder zum Ausliefern oder zur Abholung mit Verpackung in eigene Gefäße.
Oder eben zum Verzehr vor Ort. Wir konnten nur staunen, wie viele Leute aus Hönnepel und Umgebung mit uns gegessen haben. Es war wundervoll, wie viele Freunde, Angehörige und Nachbarn gemeinsam zum Mittag aßen. Es wurde so viel gelacht und erzählt wie lange nicht mehr. Die Amtssprache war vielfach „Platt“ und das war wie Musik in unseren Ohren. Auch die Messdiener schauten nach dem Eierrappeln auf eine Stärkung vorbei. Kurz gesagt: alle waren auf den Beinen.
Nach etwa 3 Stunden trat an den Grills der eingangs beschriebene Brot- und Fisch-Effekt ein: alle wurden satt, aber die Eimer einfach nicht leerer. Aus unseren 3 Marias waren mittlerweile M u. M‘s geworden (3 x Maria/Ulla/Mechtild/Marlies), die alle mithalfen. Irgendwann hatten die 3 Damen vom Grill auch kurzzeitig die Herrschaft über die Pfannenmesser erhalten, damit die Männer wenigstens in Ruhe essen konnten.
Nach 4 Stunden war dann doch der letzte von ca. 800 Rebbes gebraten.
Wir waren abends platt wie (Reibe-)Plätzchen und mindestens genauso gut durch. Der ein oder andere hat nach dem Duschen ein Fettauge durch den Abfluss huschen sehen. Aber: wir gingen mit einem großartigen Gefühl zu Bett. Die Aktion war klasse gelaufen, die Großzügigkeit ließ uns staunen, der Zusammenhalt untereinander und auch im Dorf war prima. Gemeinsam hatten wir es geschafft! Und dabei viele, unbezahlbar schöne Begegnungen und Augenblicke erlebt.
I ♡ my Heimat-Dorf. Wenn das keine tolle Ostergeschichte war…